4. Bad Homburger Herbstsalon 2011 
Biennale des Kunstvereins

4. Bad Homburger Herbstsalon 2011 
Biennale des Kunstvereins

Zum 4. Male laden Kunstschaffende des Kunstverein Bad Homburg Artlantis Künstler, deren Arbeiten ihnen nahe sind, zum biennalen Herbstsalon ein.

Teilnehmer
Petra Abroso, Darmstadt
Ursula Commandeur, Castrop-Rauxel
Antje Dienstbir, Wiesbaden
Lenah Ernst-Jacobson, Magden (CH)
Antje Fuss, Bonn
Eckhard Gehrmann, Friedrichsdorf
Sieglinde Ludes, Mainz
Huiza Müller-Lim, Bad Homburg
Prof. Andreas Reichel, Bonn
Marianne Roetzel, Köln
Kai Savelsberg, Monschau
Nico Wallfarth, Frankfurt
King Kong Kunstkabinett (Walter Amann, Wolfgang Schikora, Ulrich Zierold)

Artlantis-Kunstpreis
EUR 1.500, Stifter: Johann-Isaak-von-Gerning-Stiftung, Hochtaunuskreis

Artlantis-Kunstpreis-Jury
Prof. Dr. Jean-Christophe Ammann
Dr. Ursula Grzechca-Mohr (Museum Gotisches Haus, Bad Homburg)
Esther Walldorf M.A.

Preisträger: Kai Savelsberg

Seine großformatigen Gemälde „Schwere Schwerelosigkeit“ und „Chor der Eitelkeiten“ zeigen einzelne Figuren in überraschenden Bewegungen und Haltungen. „Chor der Eitelkeiten“ zeigt im Zentrum eine junge Frau. Hockend bewegt sie sich mit einer Seitwärtsbewegung ihres Oberkörpers im Raum. Wie hier im Zusammenspiel aus den plastisch ausgearbeiteten Körperpartien und einer weißen Fläche ein Kleid und so ein sich im Raum bewegenden Körper entsteht, wird in der malerischen Bewältigung dieses Motivs überzeugendvorgetragen. Mit geschlossenen Augen richtet die junge Frau ihren Blick nach innen. Die schemenhaften Figuren, die sie umgeben, erscheinen wie eine bevölkerte, sie stets begleitende Innenwelt. Dieser sich ausgesetzt fühlend, umgreift sie in einer Art der Selbstvergewisserung ihr Haar. Es ist aber noch mehr, es ist auch eine Geste der Selbstverliebtheit, mit der die junge Frau dem „Chor der Eitelkeiten“ antwortet. Sich in einem Zwischenbereich der Lebensstufen befindend, drückt sich in ihrer ganzen Haltung und Bewegung die innere, emotionale Suche nach Balance und Stabilität aus.

Auch mit „Schwere Schwerelosigkeit“ stellte der Künstler einen poetischen Titel und damit Möglichkeiten der Interpretation seinem in der Deutung offenen Bild gegenüber. Aus den Schatten menschlicher Figuren im Hintergrund, den Beispielen männlicher Rollen und Biografien, löst sich die statuarische Figur eines jüngeren Mannes heraus. Den Blick nach innen gerichtet, neigt er seinen ganzen Körper zur Seite, um mit der Aufgabe der Stabilität und des Gleichgewichts sich der Hand einer weiblichen Figur anzuvertrauen. Seine in einer Diagonale verharrende Figur beschreibt eine Bewegung und Haltung jenseits unserer Alltagserfahrung. Es entstehen Bilder des Tragens und Lastens, der Sehnsucht und des Vertrauens, aber auch der Suche nach Nähe und der Distanz. Mit der Aufgabe des einstigen Gleichgewichts hat die Figur eine neue Balance gefunden und neue Aspekte männlicher Identität entwickelt. Kai Savelsberg übersetzt in seinen Bildern innere, emotionale Zustände und ihre Spannungen in die Einzelfigur, in ihre Haltung und Bewegung. Gleichzeitig sind seine Szenerien in ihrer monochromen Farbigkeit von einer großen Stille erfüllt.

Kai Savelsberg spiegelt in seinem Werk Gedanken seiner Generation wider, indem er Individuen im Kontext ihrer inneren Bilder oder der äußeren, schemenhaft dargestellten Umwelt zeigt. Das Heraustreten aus diesen Erwartungshaltungen anderer, die wir innerlich und schemenhaft mit uns tragen – aber auch aus der Masse oder Gruppe – führt zur Vereinzelung der Personen, die sich auf eine innere Stimme verlassen muss. Es sind dies Prozesse der Selbstfindung und des Rollenbruchs, die seine Figuren in großen Räumen wirken und in einen Dialog mit dem Betrachter treten lassen.

Seine beiden Bilder „Chor der Eitelkeiten“ und „Schwere Schwerelosigkeit“ überzeugten die Juroren in der Wahl des jeweiligen Themas und der Umsetzung, seiner malerischen Technik und der Wahl des Formats in Bezug auf das dargestellte Thema. Die Bilder von Kai Savelsberg offenbaren eine durch die Malerei gelebte und empfundene Sensibilität, die den Menschen ins Zentrum rückt.