5. Bad Homburger Herbstsalon 2013 
Biennale des Kunstvereins

5. Bad Homburger Herbstsalon 2013 
Biennale des Kunstvereins

Zum 7. Male laden Kunstschaffende des Kunstverein Bad Homburg Artlantis Künstler, deren Arbeiten ihnen nahe sind, zum biennalen Herbstsalon ein.

Teilnehmer
Werner Cee, Allendorf-Lumda
Christine Fiebig, Frankfurt am Main
Kirsti Grotmol, Norwegen
Ulrike Guminski-Reimann, Königstein
Caroline Kampfraath, Niederlande
Harun Kloppe, Mainz
Frank Leske, Bad Kreuznach
Ahmad Rafi, Frankfurt am Main
Andrea Rozorea, Augsburg
Birgit Saupe, Kiel
Lynn Schoene, Mannheim
Michael Schuster, Berlin
Vroni Schwegler, Frankfurt am Main
Bert Walter, Königstein

Artlantis-Kunstpreis
EUR 1.500, Stifter: Johann-Isaak-von-Gerning-Stiftung, Hochtaunuskreis

Artlantis-Kunstpreis
Prof. Dr. Jean-Christophe Ammann
Dr. Ursula Grzechca-Mohr
Esther Walldorf M.A.

Preisträger: Vroni Schwegler

Vroni Schwegler hat die Preisjury mit ihrer Komposition einer Wand aus 23 kleinformatigen Gemälden überzeugt. Seit vielen Jahren setzt sich die Künstlerin in ihren Gemälden, Zeichnungen und in der Druckgrafik mit dem Tierstillleben als zentrales Thema ihres Werks auseinander. Zu ihren Lieblingsmotiven zählen seit Langem Fische, die sie nicht als Gegenstand, sondern als eine Erscheinung im Licht versteht und so malt. Sie interessiert der Ausdruck, die Physiognomie der Tiere mit der Struktur ihrer feuchten, schillernden Schuppen oder auch das nie geschlossene und deshalb scheinbar immer schauende Auge. Hier in der Galerie Artlantis hat sie ihre Gemälde mit den stark angeschnittenen Bildrändern in drei Gruppen wie Schwärme gehängt.

Durch die Nachbarschaft ähnlicher Bilder werden bestimmte Kompositionstypen erkennbar, sie verstärken sich gegenseitig und steigern damit das Bewegungsmoment innerhalb des Schwarms. Die drei dynamischen Fischschwärme nähern sich dem Betrachter, tauchen ab und schwimmen an uns scheinbar vorbei. Für die Wand aus 23 Bildern hat der Malerin jedoch nur ein einziger Fisch, ein Wolfsbarsch, als Modell gedient. Über viele Tage fand die Auseinandersetzung mit diesem einzigen Motiv statt: Vroni Schwegler hat das leblose Tier in unterschiedlichen Ansichten und Stadien gemalt, zwischendurch im Gefrierfach aufbewahrt und schließlich begraben.

Eine Entwicklung wird gezeigt, an dessen Beginn auf der linken Seite der Wand die blaue Untermalung einer kleinen Bildtafel aufblitzt und wie die Reflexion einiger ebenso blau leuchtenden Schuppen wirkt. „Die Wand mit Fischen“ entwickelt sich durch die Anordnung der Bilder von links nach rechts im Sinne eines Prozesses der Vergänglichkeit, der mit dem letzten Schwarm mit Blutrot endet. Am stärksten ist in diesem Schwarm die malerische Auseinandersetzung mit dem Motiv zu entdecken. Vroni Schwegler gelingt es, in ihren 23 Bildern einen Prozess der materiellen Veränderung zu schildern, ohne dabei eine Geschichte der Zersetzung darzubieten. Wie sie sich ihrem Motiv nähert und es malerisch erfasst, ist absolut nicht morbide.

Das Besondere dieses Motivs ist, dass der Fisch noch im Tod durch seinen dynamisch geformten Leib von seinen Bewegungen, dem Schwimmen und Gleiten im Wasser, zeugt. Diese scheinbare Lebendigkeit verbindet Vroni Schwegler mit diagonal angelegten Kompositionen und stark angeschnitten Bildrändern, so dass Bewegung im Bild entsteht. Durch die Wahl der engen Bildausschnitte isoliert sie ihr Motiv, und der Fisch entwickelt gleichzeitig einen Ausdruck der Hilflosigkeit und Alleingelassen Seins. In den unterschiedlichsten Bruchteilen gezeigt, entwickelt das Motiv in seiner Fragmentierung etwas sehr Beunruhigendes. Vroni Schwegler gibt uns, den Betrachtern, diesen Bildausschnitt unausweichlich vor, als wolle sie uns zwingen, dass wir uns mit dem Motiv beschäftigen. Wie über eine Hintertür kommt hier eine ökologische Deutung hinein, die von ihr jedoch vermutlich nicht intendiert war.

Durch Verdopplung des fragmentierten Motivs in einzelnen Tafeln und der Wiederholung in 23 Bildern verwandelt Vroni Schwegler den toten Wolfsbarsch in drei bewegte Schwärme. Das Thema der Vergänglichkeit verliert durch den Eindruck von Bewegung und Lebendigkeit an Bedeutung. Sie greift die Tradition des Tierstilllebens auf und löst gleichzeitig ihr Motiv des Fischs aus dem Kontext dieses klassischen Sujets der Malerei mit seinen symbolischen, traditionellen Deutungen heraus.

Die Präsentation ihrer Bilder nimmt den Blick des Betrachters gefangen: Wir versuchen die einzelnen Bilder zu einem Ganzen zusammenzubringen. Aber genauso ist jedes dieser kleinen Gemälde in der Lage, für sich alleine zu bestehen, denn sie haben alles, was ein Bild braucht und behaupten sich auch gegen die Wand. Über den Schwarm hinaus erzählen sie teilweise ihre eigene Geschichte und jedes für sich entwickelt seine eigene Strahlkraft.

Als Betrachter – die Jury am Mittwoch erlebte es so – ist man versucht, sich sein persönliches Bild auszuwählen und sich vorzustellen wie man dieses allein auf einer Wand positionieren würde. Vroni Schwegler hat durch die Wahl des Themas, die Präsentation und die Wirkung ihrer Arbeiten überzeugt. Im Laufe der Juryberatung fiel bei der Betrachtung ihrer Wand ein Satz, der Sie heute Abend zum Schauen einladen soll: „Es tut den Augen gut, sich mit Vroni Schweglers Bildern zu beschäftigen.“