Ina Holitzka

Frankfurt ist Dreh- und Angelpunkt – Standort und Inspirationsquelle. Freie Plastik und Fotografie studierte ich an der Frankfurter Hochschule für Bildende Künste, der ‚Städelschule‘. Seit 1986 arbeite ich künstlerisch in und mit Frankfurt. Meine Werke wurden gezeigt in zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland, in Galerien, Kunstvereinen, Museen und erhielten Preise und Auszeichnungen.

Der architektonische Raum ist wie unsere dritte Haut, in der wir uns bewegen, uns abgrenzen und definieren. Nach Vilém Flusser ist der gebaute Raum organisch wie „eine lebende Haut, die Informationen aufnimmt, sie speichert, verarbeitet, um sie weiterzugeben.“

Das Kunstprojekt PASSAGE… basiert auf der fortschreitenden Bodennahme und ihrer baulichen Veränderung direkt vor meinem Atelier im Frankfurter Ostend. Die aufgezwungene Direktheit einer Baustelle sensibilisiert für Verortung. Erst als Ärgernis wahrgenommen, mündete dies in Faszination und Obsession für deren plastische und innere Gestalt. Die Aufzeichnung der schnell getakteten Wandlung dieser gigantischen Baustelle mit ihren architektonischen Formen, vielfältigen Materialitäten, Farbigkeiten, erscheinenden Strukturen, sich überlagernden und verschwindenden Schichten der einzelnen Bauabschnitte, sind in einen fotografischem Fundus archiviert.

Selektierte Werke sind mit Hilfe computer- und materialbasierter Verfahren mit meinen künstlerischen Mass-Nahmen transformiert und in eine vielschichtige Bildsprache überführt. So gelangten z.B. mittels Projektion Ansichten wieder zurück auf ihren ursprünglichen Herkunftsort – allerdings zeitlich versetzt und somit bereits gewandelt. Die Motive ‚bekleiden‘ die neu entstandenen Bauteile wie eine Haut, die ihre eigene eingeschriebene DNA enthält. Überlagerungen lassen Schichtungen und Formationen entstehen, die sich als Chimäre gebärden. Die Farben, Formen und Strukturen sind schwer abzugrenzen und chiffriert – sie erinnern an archäologische Mutmaßungen und Maßnahmen. Weitere Projektionen auf Materialien, die vor Ort verwendet wurden, wie auch Landkarten über Klima und Wirtschaft, bilden Allianzen, Verschränkungen und neue Assoziationsebenen.

Das Kunst-Projekt PASSAGE erscheint mir wie eine Analogie zu der aktuellen Situation, der extremen Vielschichtigkeit und Durchdringung durch alle Bereiche unseres persönlichen, gesellschaftlichen und globalen Erlebens.