Jennifer Marktwirth
eingeladen von Markus Elsner

Jennifer Markwirth ( geboren 1979 in Soest) lernte ab 1997 Grafikdesign im Carl-Severing-Berufskolleg in Bielefeld und war danach drei Jahre in einer Werbeagentur tätig. Seit 2003 lebt und arbeitet sie in Frankfurt am Main, wohin sie das Senckenberg Forschungsinstitut für eine Ausbildung im Forschungsbereich zog. Die (Ethno-)Botanik wurde danach zu ihrem beruflichen Mittelpunkt, der sie sich schließlich auch fotografisch widmete.
Der Verbindung aus Botanik, Design und Fotografie erwuchs ein umfangreiches, eng konzeptualisiertes Fotoprojekt zum Thema „Essbare Pflanzen“, das insbesondere als Website mit ästhetisch-didaktischem Anspruch veröffentlicht ist. Viele Ihrer Arbeiten werden auch außerhalb des Kunstbereichs in Fachbüchern und Magazinen publiziert und wurden in Ausstellungen des Palmengartens und des Historischen Museums Frankfurt gezeigt. Markwirth arbeitet mit wissenschaftlichen Institutionen und Gärten zusammen und publiziert Fachartikel zu Nutzpflanzen.
In Kunstausstellungen stellt Markwirth die ästhetische Seite der essbaren Pflanzen in den Vordergrund. Die Fotografien wirken durch sorgsame Lichtführung, den schwarzen Hintergrund und durch Anwendung der Focus-Stacking-Methode wie gemalt und werden regelmäßig mit den Werken der Alten Meister verglichen. Zu Markwirths Kunst gehört daher auch die Restaurierung alter Rahmen für ihre Bilder. Weiterhin beschäftigt sich Markwirth mit Edeldruckverfahren wie Cyanotypie und Holzschnitt. Neben ihrer künstlerischen Profession arbeitet Jennifer Markwirth als Fotoarchivarin und Fotografin am Frobenius-Institut.
Die Malereien der Alten Meister und botanische Illustrationen sind mein Vorbild; perfekt arrangiert und makellos, jedes Blättchen und jede Blüte in ihrer Ausrichtung und Form ein harmonisches, stimmiges Ganzes bildend. Illustration und Malerei zeigen eine weitgehend ideale Pflanze – ohne Flecken, Löcher oder welke Blätter. Es bleibt den Illustratorinnen und Malern überlassen, ob sie Makel mitzeichnen oder weglassen. Die Idealisierung zum Zweck der Sichtbarmachung ist ebenso Aufgabe der Illustration wie eine naturgetreue Darstellung. Die Kamera dagegen kann nur abbilden, was da ist. Damit meine Pflanzenportraits plastisch wirken, fotografiere ich im Studio mit der Focus-Stacking-Methode. Einzelne Schärfeebenen werden fotografiert und beim Verrechnen der Einzelbilder eine unbegrenzte Tiefenschärfe erzeugt. Die Bilderstapel fertige ich manuell und zügig mit geübter Hand. Denn höchste Eile ist geboten: sobald Pflanzen gepflückt werden, verwelken sie. Im fertigen Foto werden feinste Strukturen sichtbar. Weil die Tiefe nicht mehr durch Tiefenunschärfe dargestellt werden kann, ist das richtige Setzen von Licht und Schatten beim Fotografieren essentiell. Durch den dunklen Hintergrund kommen die Farben der Objekte gut heraus.

„Purpur-Schönfrucht“
Stuckrahmenedition, 36 Einzelfotos, Pigmentdruck auf Hahnemühle Photo RAG 308 · 35,5 × 44 · 2022

„Holsteiner Co“
Stuckrahmenedition, 26 Einzelfotos, Pigmentdruck auf Hahnemühle Photo RAG 308 · 57 × 49 · 2021

„Chinesische Kammerminze“
Stuckrahmenedition, 29 Einzelfotos, Pigmentdruck auf Hahnemühle Baryta · 60 × 90 · 2024

„Wiesensalbei und Wespenspinne“
Stuckrahmenedition, 49 Einzelfotos, Pigmentdruck auf Hahnemühle Photo RAG 308 · 40,5 × 60,5 · 2023

„Patisson-Kürbis“
Stuckrahmenedition, 36 Einzelfotos, Pigmentdruck auf Hahnemühle Baryta · 47,5 × 40,5 cm · 2019
eigene Website
flora-obscura.de
