Funny Games
Die kalten Schauer, die Kinobesucher bei Filmen von Michael Haneke erfassen, und die grundlegenden Fragen von Geistes- und Naturwissenschaften treffen sich in den Arbeiten von Isabel Franke. Mit primärem Material wie Wachs, Pigmenten, Blei und digitalen Medien nähert sie sich Mikrokosmos Mensch und Makrokosmos Universum.
Mit Wachs, einem ihrer wichtigsten Arbeitsmaterialien, entlehnt aus der alten Technik der Enkaustik, zurückgehend auf die Mumienporträts im alten Ägypten in den ersten nachchristlichen Jahrhunderten, hat sie einen Stoff gewählt, der dem Bild im Auge des Betrachters Tiefe verleiht, 3-Dimensionalität suggeriert. Diese Tiefe findet ihre Entsprechung in der gedanklichen Tiefe, die den Bildern und Objekten innewohnt. Ein melancholischer Blick, der im besten Sinn versucht, das zu ergründen, was hinter der Erscheinung liegt. Zum Scheitern verurteilt, aber – in glücklichem Moment – ein Bruchstück dingfest machend.
Ein anderes Material, das vor allem die Sprach-Bilder dominiert, ist Blei. Das Element, das, ebenso wie die Melancholie, dem Saturn zugewiesen wird. Auch hier stehen Stofflichkeit und Gedanklichkeit in enger Verbindung. Leichthin lassen sich Wörter, Sätze in die elektronischen Devices tippen, auf Papier und Display gedankenverloren konsumieren. Erst die Buchstabe für Buchstabe in Blei geschlagenen Wörter zwingen zum saturnischen Blick auf ihr So-Sein. Manchmal tut sich dabei eine Büchse der Pandora an Konnotationen auf, ein anderes Mal kann ein tieferes Eindringen in den Wortkristall sich anbahnen.
Den Kontrapunkt zu Wachs und Blei bildet bei den Werken der Künstlerin die Einbeziehung digitaler Techniken. Fotografie und Bildbearbeitung stehen mal am Anfang, mal am Ende, mal im Dazwischen des Entstehungsprozesses. Nicht Reproduzierbares wird Reproduzierbares wird nicht Reproduzierbares wird Reproduzierbares… und um zum Original zurückzukehren, das diesen Satz inspiriert hat: Gertrude Steins „Rose is a rose is a rose is a rose“ könnte als Gebrauchsanweisung für Isabel Frankes Kunst genügen. Im Diskurs mit den Bildern, Objekten und deren Titeln, die im Grunde Bestandteil der Arbeiten sind, kann für die Betrachter das Narrativ auch wechseln, die ästhetisch anziehende „Schale“ kann brechen und sich eine tiefe, erschreckende oder erhellende Welt öffnen.