Gesang vom Leben
Malerei von Sighard Gille

Gesang vom Leben
Malerei von Sighard Gille

Sighard Gille (*25.02.1941) ist einer der Ersten, aber ein leider etwas in Vergessenheit geratener Künstler der sog. Leipziger Schule, die ein Markenzeichen in der deutschen Kunst geworden ist.

Er studierte von 1965 bis 1970 bei Bernhard Heisig und Wolfgang Mattheuer. Von 1973 bis 1976 war er Meisterschüler Bernhard Heisigs an der deutschen Akademie der Künste in Berlin und lehrte ab 1992 an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig als Professor, wo er auch bis 2006 eine Malklasse leitete.

Für sein, dieser Ausstellung auch den Titel gebende Deckengemälde „Gesang vom Leben“ im Gewandhaus zu Leipzig, das er zwischen 1980 und 1981 anfertigte, erhielt er große Anerkennung. Bei dem 714 Quadratmeter großen Originalwerk handelt es sich um das größte zeitgenössische Deckengemälde Europas.

„Mit seinem außergewöhnlichen Farbauftrag und den üppigen Kompositionen gilt Sighard Gille als Meister des Malerischen. In expressiver Artikulation befragt der Maler die Kunst über ihre Beziehung zum Leben. Über alle Gesellschaftsformen und politischen Konstellationen hinweg bleibt Gilles großes Thema der Mensch und das Menschliche.

Mit Empathie und Ironie hielt er alltägliche Situationen des Lebens im Sozialismus fest. Nach der Wiedervereinigung reagiert Gille auch auf den Systemwechsel, nun ist seine Kunst zumeist geprägt von privaten Themen, Portraits und Alltagsszenen. Ab 1998 entstanden großformatige Aktdarstellungen. In den letzten Jahren öffnete sich der Künstler zudem einer sensiblen Freilichtmalerei und wandte sich der Landschaft als Reflexionsraum menschlichen Daseins zu.“ (Anton Launer)

 

Während der Pandemie schuf Gille mit seiner Clown-Serie eine eigenwillige Groteske, überlebensgroße Hochformate zu gegenwärtigen Mensch-Welt-Bezügen. „Es sind exaltierte Bestandsaufnahmen zum Status quo, wilde Karikaturen und laute Kommentare, die sich erzählerisch zu Episoden addieren.“

Die Ausstellung zeigt frühe und neue Arbeiten Gilles und damit viele Strophen seines malerischen Gesangs vom Leben.

Die Leipziger Schule gehört zu den faszinierendsten Bewegungen der neueren deutschen Kunst. So unterschiedlich sich die Stilistik ihrer Mitglieder zwischen expressiv, neusachlich und historisierend bewegt, verbindet diese Künstler doch alle die malerische Finesse, die metaphorische Bildsprache und der kritische Blick auf die Gesellschaft.

Bereits zu Zeiten der DDR bezeichnete der Begriff „Leipziger Schule“ die moderne Kunst bekannter Maler, die in der Stadt Leipzig arbeiteten und lebten. Nach dem Fall der Mauer erfuhr die Kunst der „Neue Leipziger Schule“ einen neuen Hype.

Erste Ursprünge der Leipziger Schule beruhen in der Leipziger Künstlerszene der Sechzigerjahre. Anders als die Bezeichnung vermuten lässt, handelt es sich bei der „Leipziger Schule“ jedoch nicht um eine Lernmethode, sondern um die Werke der verschiedenen DDR-Maler dieser Epoche. Vorbereiter dieser Zeit sind bekannte Namen wie zum Beispiel Werner Tübke (1929-2004), Wolfgang Mattheuer (1927-2004) und Bernhard Heisig (1925-2011). Alle drei studierten an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst, an der sie später auch unterrichteten.

Sie waren bemüht, die staatlichen Vorgaben vom sozialistischen Realismus so gut sie konnten, zu unterwandern. Dieses war der Grund, dass Künstler der „Leipziger Schule“ vom Regime der DDR oftmals auch diffamiert wurden.

Die „Leipziger Schule“, zu der auch Arno Rink und die neue Gallionsfigur Neo Rauch gehören (Rauch arbeitete als Assistent bei Gille), umfasst unterschiedliche Stilformen. Das Anliegen der Künstler vereinte den künstlerischen Anspruch sowie handwerkliches Können, das durch eine bewusste Analyse der Gesellschaft in den Werken zum Ausdruck gebracht wird.

In den Jahren nach dem Mauerfall wurden die DDR-Künstler als reaktionär abgestempelt. Zum postulierten Tod der Malerei gesellte sich die westliche Diffamierung des Figurativen. Jedoch konnte dies den Schaffensdrang der Künstler, wie auch den des Sighard Gille nicht mindern.

Die Bewertung ostdeutscher Kunst war in Deutschland in den vergangenen dreißig Jahren immer politisch gefärbt. Die ideologischen Rauchschwaden liegen bis heute über dem Schaffen ostdeutscher Künstler. Artlantis möchte mit dieser Ausstellung vor allem das Kunstwerk in den Mittelpunkt stellen, führend dessen Qualität, und seinem Schöpfer die gebührende Anerkennung zollen.

Im Jahr 2023 feiert der am 8. SEP 1948 als Künstlerbund Taunus e.V. gegründete Kunstverein Bad Homburg Artlantis sein 75-jähriges Jubiläum. Es ist Artlantis eine große Ehre, dazu Sighard Gilles Kunstleben mit dem des Kunstvereins, das bisher ebenfalls recht facettenreich verlief, verknüpfen zu dürfen.

Während der Ausstellungszeit wird u.a. je ein abendliches Barock-, Bluesrock und Folkrock-Konzert stattfinden.

Wir bedanken uns herzlich für die Unterstützung bei